Die ehemalige Synagoge Levetzowstraße

Dieser Ort war einer der wichtigsten in der jüdischen Geschichte Moabits. Im Viertel rundherum lebten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts tausende Jüdinnen und Juden. Drei Synagogen waren fußläufig erreichbar: Einerseits die der orthodoxen Gemeinde Adass Jisroel in der Straße Siegmunds Hof, wenige hundert Meter von hier. Andererseits die des Synagogenvereins Moabit und Hansabezirk in der Flensburger Straße und schließlich die große Synagoge an diesem Ort.

Sie wurde vom Architekten Johann Hoeniger entworfen, im April 1914 eingeweiht und war mit gut 2.100 Sitzplätzen eine der größten in Berlin. Ein Teil des Synagogenkomplexes wurde erst 1919 fertiggestellt, was vermutlich dem Ersten Weltkrieg geschuldet war. Die Synagoge galt als liberal, da die meisten Juden in der Gegend dieser Glaubensrichtung angehörten.

Der Haupteingang an der Levetzowstraße war von vier massiven Säulen flankiert. Seine Türen wurden jedoch nur zu besonderen Festen geöffnet. Im Alltag nutzen die Gläubigen den Eingang in der Jagowstraße. Von hier aus kam man auch auf die beiden Höfe der Synagoge.

Wie in fast allen jüdischen Gotteshäusern üblich, wurden die Gläubigen beim Gebet nach Geschlecht getrennt: Im großen Saal beteten die Männer unten, die Frauen auf einer Empore. In der dazugehörigen Wochentags-Synagoge an der Jagowstraße hielt man die Trennung der Geschlechter nicht so streng ein.

Die Synagoge Levetzowstraße wurde schnell zum Dreh- und Angelpunkt für die jüdische Bevölkerung aus Moabit und dem Hansaviertel. Es gab hier das Gemeindezentrum, eine Religionsschule und einige Gemeindewohnungen.

Ihr Vorsteher war von der ersten Stunde an Rabbiner Dr. Julius Lewkowitz. Er hielt der Gemeinde bis zu seiner Deportation 1943 die Treue. Mit seiner Frau Selma wohnte er in der Gemeindewohnung in der Jagowstraße 38. Das Ehepaar hatte mehrere jüdische Untermieter, sie alle wurden deportiert. Auch Julius und Selma Lewkowitz sind in Auschwitz ermordet worden. In der Jagowstraße können Sie zwei Stolpersteine zu ihrem Gedenken finden. Die Synagoge überstand die Pogromnacht im November 1938 mit einem Brandschaden an der Fassade und einigen Zerstörungen im Innenraum. Doch im Gegensatz zu vielen anderen jüdischen Einrichtungen konnte sie schon im Frühjahr 1939 wieder als Gotteshaus genutzt werden. Sie blieb bis 1941 in Betrieb.

Synagoge
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