Dieser Audiowalk führt Sie quer durch Moabit (auch auf Englisch). Gehen Sie den Deportationsweg ab: Vom Ort der einstigen Synagoge, die als Sammellager missbraucht wurde bis zum Güterbahnhof, von dem aus rund 30.000 Jüdinnen und Juden in die Konzentrationslager und Ghettos deportiert wurden.
SO FUNKTIONIERT ES.
Es gibt auch die Möglichkeit, sich die einzelnen Beiträge direkt vor Ort anzuhören. Auf dem Deportationsweg verteilt finden sich HÖRSTATIONEN, die den jeweiligen Text per Knopfdruck abspielen.
Der damals 17-jährige Horst Selbiger schildert seine Erinnerung an das Sammellager am Tag der sogenannten Fabrikaktion am 27. Februar 1943
„Wir wurden mit rund 1.500 bis 2.000 Juden in die ehemalige Synagoge Levetzowstraße eingeliefert. Als wir dort von der SS sehr unsanft von den LKWs ausgeladen wurden, standen Frauen auf der Straße und klatschten Beifall.
Innen bekamen wir die Transportmarken zur Deportation nach Auschwitz um den Hals. Wer so etwas erlebt, den Zug zur Gaskammer aus nächster Nähe gesehen und erlebt hat, den Tod vor Augen, bleibt ein Gezeichneter sein Leben lang.
Wir vegetierten, Körper an Körper, im ausgeräumten Gebetssaal, der Empore und in anderen Räumlichkeiten der entweihten Synagoge. Die sanitären Verhältnisse waren unbeschreiblich.
Und bei all diesem Zetern, Heulen und Zähneklappern traf ich meine Freundin Esther wieder. Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen, unfähig, all dieses Elend zu verstehen.
Zwei Tage später, am 1. März, wurde mir Esther entrissen und mit insgesamt 1.722 anderen Juden abtransportiert. Sie wurden von der Levetzowstraße zum Deportationsbahnhof Moabit in aller Öffentlichkeit durch die Straßen getrieben. Dann wie Schlachtvieh in die Güterwagen verladen, jeweils etwa 100 Personen. Und sie gingen auf eine traurige Fahrt in das Vernichtungslager Auschwitz. Wahrscheinlich wurde der gesamte Transport schon am 3. März ins Gas geschickt.
Ich stand am Abgrund der Menschheitsgeschichte und das Trauma machte mich stumm. Eine Stummheit, die noch Jahrzehnte in die Zeit nach der Befreiung hineinreichen sollte.“